Die Neuordnung der Astrologie
Verfasst: So 2. Jul 2017, 12:17
Hallo liebe Forenmitglieder
Ich möchte mich bei dieser Diskussion beteiligen. Ich möchte gleich vorausschicken, dass ich nicht alle Beiträge im Einzelnen gelesen habe, jedoch die Wichtigsten, um meine nun folgende Frage aufzuwerfen.
Nun:
Marc versucht, eine Verbindung zwischen den Apsidenachsen bzw. Aphel und Perihel und den Domizilen der Planeten herzustellen. So befremdlich ist dieser Gedanke nicht, wenngleich antike Gelehrte einen Zusammenhang zwischen den Apsidenachsen und der Erhöhung der Planeten herstellen.
Ich beziehe mich dabei auf folgendes Werk:
Secundus, G.P. (2013). Von der Welt und den Elementen. Wiesbaden: Matrixverlag.
Gaius Plinius Secundus lebte zwischen 23 und 79 n. Chr., d.h., siderischer und tropischer Tierkreis waren noch weitgehend ident. Auf S. 50 f. des oben zitierten Buches geht Plinius auf die Apsiden ein und ihre Bedeutung für die Definition der Erhöhungen der Planeten. Da ich nicht weiß, wie rechtens es ist, die Seiten zu scannen und ins Internet zu laden, tippe ich die wichtigste Passage einmal ab:
" [...] Die erste Ursache liegt in den von den Griechen Apsiden (53) genannten Punkten der Planeten-Bahnen (denn wir werden uns hier der griechischen Worte bedienen müssen). Eine jede Planetenbahn hat aber ihre eigenen Apsiden, die von denen der Welt verschieden sind; denn die Erde ist von den beiden Scheitelpunkten aus, welche man Pole nennt, der Mittelpunkt des Himmels und des Tierkreises, der schief dazwischen liegt. Alles dieses erhellt aus der stets unzweifelhaften Beschaffenheit des Zirkels. Daher entstehen zwei Apsiden von jedem der beiden Brennpunkte der Planetenbahn; aus dieser Ursache habe sie auch verschiedene Kreise und ungleiche Bewegungen, weil die inneren Apsiden notwendig kürzer sein müssen. Vom Mittelpunkt der Erde liegt die entfernteste Apside des Saturn im Skorpion, des Jupiter in der Jungfrau, des Mars im Löwen, der Sonne in den Zwillingen, der Venus im Schützen, des Merkurs im Steinbock, und zwar alle mitten in diesen Zeichen. Auf der entgegengesetzten Seite liegen die tiefsten und dem Mittelpunkt der Erde nächsten Apsiden (54). So geschieht es, dass die Planeten sich langsamer zu bewegen scheinen, wenn sie die entfernteste Bahn durchlaufen; nicht, weil sie etwa ihre natürliche Bewegung, welche für sie bestimmt und jedem eigentümlich ist, beschleunigen oder verzögerten, sondern, weil die von den höchsten Apsiden aus gezogenen Linien sich notwendig zusammendrängen müssen, wie die Speichen an den Rädern. Ein und dieselbe Bewegung erscheint also je nach der Nähe des Mittelpunkts bald größer, bald geringer.
Eine zweite Ursache der Höhe der Planeten ist, dass sie ihre von ihrem eigenen Brennpunkt entferntesten Apsiden in anderen Zeichen haben, nämlich Saturn im 20. Grade der Waage, Jupiter im 15. des Krebses, Mars im 28. des Steinbocks, die Sonne im 20. des Widders, Venus im 17. der Fische, Merkur im 15. der Jungfrau, der Mond im 4. des Stiers. [...]"
Fußnote 53: Apsiden heißen die beiden Endpunkte der größten Achse in der Ellipse, wo der eine von der Sonne am weitesten entfernt, der andere ihr am nächsten ist.
Fußtnote 54: Also die des Saturn im Stier, des Jupiters in den Fischen, des Mars im Wassermann, der Sonne im Schützen, der Venus in den Zwillingen, des Merkurs im Krebs.
Man muss dabei beachten, dass der Text eher erzählerisch aufgebaut ist und weniger einem astronomischen Fachtext entspricht. Da Plinius wahrscheinlich selbst sehr viel übernommen hat, das er evtl. nicht selbst berechnet hat, könnte es sich bei diesem Text um eine Mischung aus astronomischen Tatsachen und Interpretationen / Metaphern handeln. Da die Angaben über die Apsiden dieses Textes mit den Tabellen von Pan für Christi Geburt nicht komplett übereinstimmen, gehe ich stark davon aus, dass Plinius hier ein Fehler unterlaufen ist.
Konkret heißt es im Text =>
Aphel (die entfernte Apside):
Saturn: Skorpion
Jupiter: Jungfrau
Mars: Löwe
Sonne: Zwillinge
Venus: Schütze
Merkur: Steinbock
Perihel (die nahe Apside):
Saturn: Stier
Jupiter: Fische
Mars: Wassermann
Sonne: Schütze
Venus: Zwillinge
Merkur: Krebs
Plinius leitet jedoch weiters die Erhöhungszeichen (und -grade) der Planeten von den Apsiden ab. Ich habe die entsprechende Stelle im Text rot markiert, verstehe jedoch bis heute nicht, was sie bedeuten soll. Ich weiß nicht, was die von "ihrem eigenen Brennpunkt entferntestes Apside" sein soll Auf jeden Fall ist sie etwas anderes, als die Apsiden (Aphel und Perihel) selbst.
Die jeweils von ihrem eigenen Brennpunkt entfernteste Apside:
Saturn: 20 Grad Widder
Jupiter: 15 Grad Krebs
Mars: 28 Grad Steinbock
Sonne: 19 Grad Widder
Venus: 18 Grad Fische
Mond: 4 Grad Stier
Bei der Definition der Erhöhungszeichen ist jedoch anzumerken, dass es hier auch alternative Erklärungsansätze gibt. Leider weiß ich ad hoc die Literatur nicht (ich denke jedoch, dass es wo bei Ptolemäus oder Firmicus Maternus war, bzw. in einem Buch von Rafael Gil Brand), die alternativen Erklärungansätze reichen jedoch von Analogien und symbischen Ansätzen (der Mond z.B. erreicht seinen größten Aufschwung 3 Tage nach Neumond, als analog im Stier; der Saros-Zyklus der Sonne beträgt 19 Jahre, daher 19 Grad im Widder usw.) bis hin zu Erklärungen auf Basis von Fixsternpositionen.
Trotzdem sollten die Apsiden im Kontext der Erhöhungszeichen nicht unbeachtet bleiben. Allerdings muss man vorsichtig sein, wenn Plinius hier falsche Angaben über die Position der Apsiden macht und darauf die Berechnung der Erhöhungszeichen und -grade aufbaut.
Vielleicht könnte mir hier jemand helfen, der mathematisch oder astronmisch versierter ist - bzw. im Entschlüsseln des rot markierten Satzes besser ist als ich
LG Astro25
PS: Zum Thema der naturwissenschaftlichen Basis astrologischer Deutungselemente könnte ich einen eigenen Beitrag schreiben. Vielleicht können wir das Thema bei Interesse in einem eigenen Thread diskutieren bzw. werde ich einen eröffnen, wenn es mir die Zeit erlaubt.
Ich möchte mich bei dieser Diskussion beteiligen. Ich möchte gleich vorausschicken, dass ich nicht alle Beiträge im Einzelnen gelesen habe, jedoch die Wichtigsten, um meine nun folgende Frage aufzuwerfen.
Nun:
Marc versucht, eine Verbindung zwischen den Apsidenachsen bzw. Aphel und Perihel und den Domizilen der Planeten herzustellen. So befremdlich ist dieser Gedanke nicht, wenngleich antike Gelehrte einen Zusammenhang zwischen den Apsidenachsen und der Erhöhung der Planeten herstellen.
Ich beziehe mich dabei auf folgendes Werk:
Secundus, G.P. (2013). Von der Welt und den Elementen. Wiesbaden: Matrixverlag.
Gaius Plinius Secundus lebte zwischen 23 und 79 n. Chr., d.h., siderischer und tropischer Tierkreis waren noch weitgehend ident. Auf S. 50 f. des oben zitierten Buches geht Plinius auf die Apsiden ein und ihre Bedeutung für die Definition der Erhöhungen der Planeten. Da ich nicht weiß, wie rechtens es ist, die Seiten zu scannen und ins Internet zu laden, tippe ich die wichtigste Passage einmal ab:
" [...] Die erste Ursache liegt in den von den Griechen Apsiden (53) genannten Punkten der Planeten-Bahnen (denn wir werden uns hier der griechischen Worte bedienen müssen). Eine jede Planetenbahn hat aber ihre eigenen Apsiden, die von denen der Welt verschieden sind; denn die Erde ist von den beiden Scheitelpunkten aus, welche man Pole nennt, der Mittelpunkt des Himmels und des Tierkreises, der schief dazwischen liegt. Alles dieses erhellt aus der stets unzweifelhaften Beschaffenheit des Zirkels. Daher entstehen zwei Apsiden von jedem der beiden Brennpunkte der Planetenbahn; aus dieser Ursache habe sie auch verschiedene Kreise und ungleiche Bewegungen, weil die inneren Apsiden notwendig kürzer sein müssen. Vom Mittelpunkt der Erde liegt die entfernteste Apside des Saturn im Skorpion, des Jupiter in der Jungfrau, des Mars im Löwen, der Sonne in den Zwillingen, der Venus im Schützen, des Merkurs im Steinbock, und zwar alle mitten in diesen Zeichen. Auf der entgegengesetzten Seite liegen die tiefsten und dem Mittelpunkt der Erde nächsten Apsiden (54). So geschieht es, dass die Planeten sich langsamer zu bewegen scheinen, wenn sie die entfernteste Bahn durchlaufen; nicht, weil sie etwa ihre natürliche Bewegung, welche für sie bestimmt und jedem eigentümlich ist, beschleunigen oder verzögerten, sondern, weil die von den höchsten Apsiden aus gezogenen Linien sich notwendig zusammendrängen müssen, wie die Speichen an den Rädern. Ein und dieselbe Bewegung erscheint also je nach der Nähe des Mittelpunkts bald größer, bald geringer.
Eine zweite Ursache der Höhe der Planeten ist, dass sie ihre von ihrem eigenen Brennpunkt entferntesten Apsiden in anderen Zeichen haben, nämlich Saturn im 20. Grade der Waage, Jupiter im 15. des Krebses, Mars im 28. des Steinbocks, die Sonne im 20. des Widders, Venus im 17. der Fische, Merkur im 15. der Jungfrau, der Mond im 4. des Stiers. [...]"
Fußnote 53: Apsiden heißen die beiden Endpunkte der größten Achse in der Ellipse, wo der eine von der Sonne am weitesten entfernt, der andere ihr am nächsten ist.
Fußtnote 54: Also die des Saturn im Stier, des Jupiters in den Fischen, des Mars im Wassermann, der Sonne im Schützen, der Venus in den Zwillingen, des Merkurs im Krebs.
Man muss dabei beachten, dass der Text eher erzählerisch aufgebaut ist und weniger einem astronomischen Fachtext entspricht. Da Plinius wahrscheinlich selbst sehr viel übernommen hat, das er evtl. nicht selbst berechnet hat, könnte es sich bei diesem Text um eine Mischung aus astronomischen Tatsachen und Interpretationen / Metaphern handeln. Da die Angaben über die Apsiden dieses Textes mit den Tabellen von Pan für Christi Geburt nicht komplett übereinstimmen, gehe ich stark davon aus, dass Plinius hier ein Fehler unterlaufen ist.
Konkret heißt es im Text =>
Aphel (die entfernte Apside):
Saturn: Skorpion
Jupiter: Jungfrau
Mars: Löwe
Sonne: Zwillinge
Venus: Schütze
Merkur: Steinbock
Perihel (die nahe Apside):
Saturn: Stier
Jupiter: Fische
Mars: Wassermann
Sonne: Schütze
Venus: Zwillinge
Merkur: Krebs
Plinius leitet jedoch weiters die Erhöhungszeichen (und -grade) der Planeten von den Apsiden ab. Ich habe die entsprechende Stelle im Text rot markiert, verstehe jedoch bis heute nicht, was sie bedeuten soll. Ich weiß nicht, was die von "ihrem eigenen Brennpunkt entferntestes Apside" sein soll Auf jeden Fall ist sie etwas anderes, als die Apsiden (Aphel und Perihel) selbst.
Die jeweils von ihrem eigenen Brennpunkt entfernteste Apside:
Saturn: 20 Grad Widder
Jupiter: 15 Grad Krebs
Mars: 28 Grad Steinbock
Sonne: 19 Grad Widder
Venus: 18 Grad Fische
Mond: 4 Grad Stier
Bei der Definition der Erhöhungszeichen ist jedoch anzumerken, dass es hier auch alternative Erklärungsansätze gibt. Leider weiß ich ad hoc die Literatur nicht (ich denke jedoch, dass es wo bei Ptolemäus oder Firmicus Maternus war, bzw. in einem Buch von Rafael Gil Brand), die alternativen Erklärungansätze reichen jedoch von Analogien und symbischen Ansätzen (der Mond z.B. erreicht seinen größten Aufschwung 3 Tage nach Neumond, als analog im Stier; der Saros-Zyklus der Sonne beträgt 19 Jahre, daher 19 Grad im Widder usw.) bis hin zu Erklärungen auf Basis von Fixsternpositionen.
Trotzdem sollten die Apsiden im Kontext der Erhöhungszeichen nicht unbeachtet bleiben. Allerdings muss man vorsichtig sein, wenn Plinius hier falsche Angaben über die Position der Apsiden macht und darauf die Berechnung der Erhöhungszeichen und -grade aufbaut.
Vielleicht könnte mir hier jemand helfen, der mathematisch oder astronmisch versierter ist - bzw. im Entschlüsseln des rot markierten Satzes besser ist als ich
LG Astro25
PS: Zum Thema der naturwissenschaftlichen Basis astrologischer Deutungselemente könnte ich einen eigenen Beitrag schreiben. Vielleicht können wir das Thema bei Interesse in einem eigenen Thread diskutieren bzw. werde ich einen eröffnen, wenn es mir die Zeit erlaubt.