Legesysteme selbst festgelegt

Legen, deuten, diskutieren
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frajoscha
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Beitrag von frajoscha » Mo 22. Okt 2018, 11:10

Hallo miteinander,

mir möchte es um Grundsätzliches gehen.
In der Literatur gibt es Vorgaben wie Karten zu legen sind.
Dabei gibt es verschiedene Formationen und Wertigkeit der Kartenpositionen.

Ich möchte annehmen, dass man selbst, je nach der Natur der Frage, die Anzahl
der Karten und ihren inneren Wert festlegt.

Ein Beispiel soll es verdeutlichen:
Die gestellte Frage:
Wird meine Erfindung die gewünschte Beachtung zuteil?
Kann ich mit kostendeckenden Einnahmen rechnen oder mehr?

Jetzt kann ich die Wertigkeit und Anzahl der Karten selbst vorgeben indem
ich den Karten folgende Bedeutung zuweise:
1. Karte:
Wie passt die Erfindung in die heutige Zeit?
Ist die Erfindung zeitgemäß?
2. Karte
Wie wird die Akzeptanz in der Öffentlichkeit sein?
3. Karte
Welche Mängel weisen auf Ablehnung?
4. Karte
Soll ich noch einmal alles prüfen bevor ich an die Öffentlichkeit gehe
und oder ein Patent anmelde?

Nun bin ich der Meinung, dass es völlig Wurst ist wie ich die Karten lege,
alle waagrecht, alle senkrecht, als Quadrat oder sonst wie. Wichtig ist nur,
dass ich jeder Karte ihren vorbestimmten Wert (Aussage) vor dem Legen
zuordne.

Zusammenfassend möchte ich ausdrücken, dass die in Büchern vorgegebene
Legeformen als Anleitungen, als Hilfestellungen für den Laien gedacht sind,
weil sie sich bewährt haben. Würdet Ihr dem zustimmen?
Grüße frajoscha

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Traumprinz
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Beitrag von Traumprinz » Mo 22. Okt 2018, 11:29

Hallo Frajoscha :)

Da hast du ja wieder ein sehr interessantes Themengebiet mitgebracht. :yes:
frajoscha hat geschrieben:
Mo 22. Okt 2018, 11:10
Zusammenfassend möchte ich ausdrücken, dass die in Büchern vorgegebene
Legeformen als Anleitungen, als Hilfestellungen für den Laien gedacht sind,
weil sie sich bewährt haben. Würdet Ihr dem zustimmen?
Könnte man so stehen lassen, ja. Und gerade das kleine Kreuz, das du ja im Prinzip in deinem Beispiel auch verwendest, existiert ja schon in diversen - mehr oder weniger stark von einander abweichenden - Varianten. Wenn du deine Positionen selbst definieren willst, musst du halt wissen, was du tust; es muss generell zu den Aussagemöglichkeiten der Karten passen. Insofern ist das natürlich nichts für Anfänger.

Aber auch unter den bereits bekannten Systemen muss man wohl erstmal diejenigen finden, die "zu dir sprechen". Ich persönlich kann zum Beispiel mit dem Entscheidungsspiel überhaupt nichts anfangen und verwende statt dessen lieber ein Kleines oder auch ein Keltisches Kreuz.
Nun bin ich der Meinung, dass es völlig Wurst ist wie ich die Karten lege,
alle waagrecht, alle senkrecht, als Quadrat oder sonst wie. Wichtig ist nur,
dass ich jeder Karte ihren vorbestimmten Wert (Aussage) vor dem Legen
zuordne.
Das sehe ich ähnlich. Das Tarot stammt ja noch aus einer Zeit, in der viel Wert auf Symbolik gelegt wurde (das Kreuz als Symbol z.B. für die Materie, der wir verhaftet sind, für die vier Himmelsrichtungen (oder die Elemente), für Himmel (senkrecht) und Erde (waagerecht) und und und...).
Andererseits dient die Art des Auslegens einem gewissen Ritual, das helfen kann, dich in eine besondere "Stimmung" zu versetzen. Es geht im Prinzip darum, einen kontrollierten Schritt aus dem Alltagsbewusstsein heraus zu tun und mehr die leisere, intuitive Seite der Persönlichkeit zum Sprechen zu bringen.

Liebe Grüße,
Björn

PS: Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu sehr nach einem Beitrag für ein gewisses Forum aus Österreich. :cool: :yellowgrin:
„Oft fällt das Denken schwer, indes
das Schreiben geht auch ohne es!“
Wilhelm Busch

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Beitrag von frajoscha » Mo 22. Okt 2018, 17:41

Hallo Björn,

vielen Dank für Deine Antwort!
Ja, es stimmt, man muss wissen was man tut.
Jeder Frage hat ihren individuellen "Hof", so möchte ich es einmal nennen.

Die Bedeutung der Kartenpositionen müssen natürlich der Frage angepasst
sein. Bestimmte immer wiederkehrende Kartenpositionen sollten schon immer
eine Legung beinhalten. Zu viele Verästelungen können auch den Blick trüben.

Eine bestimmte Atmosphäre, würden die Karten für jemand anderen gelegt,
sollte schon mitschwingen. Eine Befragung der Karten oder der Sterne ist
schon auch eine mystische Handlung, die einen adäquaten Rahmen erheischt.

Ich selbst zähle mich keinesfalls zu denen die für andere die Karten legen sollte.
Dazu fehlen mir Erfahrung und eingeübtes Wissen. Ich fange gerade an mich
fürs Kartenlegen zu erwärmen. Daher die zuvor notwendigen Überlegungen
bevor man die Karten zur Hand nimmt.

Jedenfalls danke für Deinen Beitrag. Gruß, frajoscha

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Beitrag von GreenTara » Di 23. Okt 2018, 11:35

Hallo frajoscha :)
frajoscha hat geschrieben:
Mo 22. Okt 2018, 17:41
Ich selbst zähle mich keinesfalls zu denen die für andere die Karten legen sollte.
Ich bin strikt dagegen, anderen die Karten zu legen. Was ich allerdings gern mache: Eine Legung deuten. Aber für jemand anderen die Karten ziehen und auslegen, ist für mich Hokuspokus, auch wenn es teilweise anders gehandhabt wird.
Ich fange gerade an mich fürs Kartenlegen zu erwärmen. Daher die zuvor notwendigen Überlegungen bevor man die Karten zur Hand nimmt.
Wenn du als "Anfänger" loslegst, ist es schon die halbe Miete, die Frage gescheit zu formulieren (hatten wir ja schon). Das nächste ist die Auswahl des geeigneten Legesystems. Das kann ein bewährtes sein oder auch ein selbst kreiertes. Allerdings ist man als "Anfänger" meist mit dem Kleinen Kreuz in seinen Spielarten gut bedient. Fällt es einem schwer, die Frage zu formulieren, obwohl man die Thematik im Kopf hat, ist fast immer ein Keltisches Kreuz eine gute Wahl.

Ich hatte lange Zeit das Vergnügen, engen Kontakt zu vielen ausgezeichneten Kartenlegern aus dem Banzhaf-Forum auch persönlichen Kontakt zu haben. Oft wurden Legesysteme für sehr spezielle Fragestellungen entwickelt, da waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Allerdings waren diese Legesysteme dann häufig doch sehr speziell und gaben nicht unbedingt mehr her als bewährte. Wichtig ist halt immer, sich genau zu überlegen, was man wissen will und fast immer ist es eine gute Idee, nicht zu viele "Verästelungen" - wie du sie nanntest - einzubauen. Man sieht dann meist den Baum vor lauter Ästen nicht mehr.

Was man auch tun kann, wie von La Vie in einem anderen Thread erwähnt: Sich über kleinere Legungen nach und nach tiefer in eine Thematik "eingraben", also mehrere kleine Legungen nacheinander zu machen.

Wenn du magst, können wir gern gemeinsam eine Legung von dir deuten und diskutieren. Am besten wäre dann eine Legung mit Rider-Waite, weil die meisten das Deuten mit diesem Deck beherrschen, was mit den "Exoten" deutlich schwieriger wird, wenn man das Deck nicht selbst zur Hand hat.

Liebe Grüße
Rita
»Ist es nicht zynisch, wenn sich führende Politiker ›Sorgen machen‹ wegen der ›steigenden Zahlen‹? Wie wäre es, wenn sie sich zur Abwechslung mal um Menschen sorgen würden?«

M. Burchardt

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Beitrag von frajoscha » Di 23. Okt 2018, 18:32

Hallo Rita,

vielen Dank für Deine ausführlichen Hinweise insgesamt.
Du hast recht, wenn du der Meinung bist, dass das Legen der Karten für andere
Personen nicht gut ist. Fragt sich nun, was man unter Legen versteht.

Ist es die Auswahl der zu deutenden Karten?
Ist es das Legesystem?

Ich hatte mich falsch ausgedrückt. Unter Legen meinte ich, dass der Fragende
die Karten "zieht". Der Deuter legt die Karten in Formation und deutet. Ist das so
korrekt?

Sehr gerne nehme ich Dein Angebot auf eine Legung zu deuten an, da ich gerade
von einem Besucher eine Frage gestellt bekam, die ich aber mangels Kenntnisse
nicht selbst deuten werde.
Dem Fragenden bot ich an in unseren Forum einmal nachzufragen, ob sich Jemand
bereit erklärt die gelegten Karten deuten zu wollen. Versprechungen, dass es
passiert kann ich nicht machen, da das Forum keine Auskunftei ist die Karten
gegen Entgelt oder gratis vornimmt. Damit war der Fragende einverstanden.

Hier die Frage:
Ist es mein Schicksal keine passende Lebensbegleiterin zu finden oder muss ich
Erfahrungen eines allein lebenden Mannes erleben? Ich bin jetzt 52 Jahre alt.
22.10.2018

Hier die Legung:
Frage eines Ratsuchenden - Microsoft Word.jpg
Frage eines Ratsuchenden - Microsoft Word.jpg (77.25 KiB) 21537 mal betrachtet
Die Bedeutung der Karten (nicht was als Karte gezogen wurde) habe ich selbst ein-
mal kreiert, weil ich auf die Frage selbst eingehen wollte. Deine Meinung würde
ich gerne kennen.

Technische Kenntnisse, das gelegte Bild zu fotografieren und ins Forum zu stellen
habe ich noch nicht. Doch hoffe ich, dass die Grafik dennoch zeigt was gemeint ist.
Grüße frajoscha

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Beitrag von GreenTara » Di 23. Okt 2018, 19:14

Hallo Frajoscha :)

das finde ich ja wirklich gut, dass du die Gelegenheit beim Schopf ergreifst. :spitze:
Ich hatte mich falsch ausgedrückt. Unter Legen meinte ich, dass der Fragende
die Karten "zieht". Der Deuter legt die Karten in Formation und deutet. Ist das so
korrekt?
Genau so meinte ich es: Der Fragesteller sollte unbedingt selbst mischen und ziehen. Der Deuter oder "Kartenleger" hilft bei der Fragestellung und wählt das Legesystem aufgrund der Frage aus.

Womit ich jetzt ein ernstes Problem habe, ist die Frage an sich:
Ist es mein Schicksal keine passende Lebensbegleiterin zu finden oder muss ich
Erfahrungen eines allein lebenden Mannes erleben? Ich bin jetzt 52 Jahre alt.
Die würde ich unbedingt umformulieren, was du ja im Grunde auch schon getan hast, indem du die Plätze detaillierter beschrieben hast. Ich hätte geraten, zu fragen: "Was kann ich tun, um eine Lebensgefährtin zu finden?" Zweites Problemchen: Welches Deck wurde benutzt? Denn eine Königin der Becher gibt es im Rider-Waite nicht. Ich habe daher hilfsweise die Königin der Kelche herausgesucht.
Doch hoffe ich, dass die Grafik dennoch zeigt was gemeint ist.
Das reicht völlig. Es reicht auch aus, die Plätze der Karten zu nummerieren, die Beschreibung des Platzes kurz zu erläutern und dann die Karten zu nennen, die auf den jeweiligen Plätzen liegen (so wie Elias das in seinem Keltischen Kreuz tat).

Ich werde mir die Legung ansehen und versuchen, sie zu deuten, auch wenn mir die Frage nicht wirklich "schmeckt". Wird aber etwas dauern, da ich das Bild meist einmal überschlafe, ehe ich mich an die Ausarbeitung mache.

Schönen Abend
Rita
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Beitrag von Astro-Fox » Di 23. Okt 2018, 21:11

Hallo Frajoscha,

„Hier die Frage:
Ist es mein Schicksal keine passende Lebensbegleiterin zu finden oder muss ich
Erfahrungen eines allein lebenden Mannes erleben?“

Meine Deutung, bzw. Antworten
1.:
Die erlebte Erziehung, die von außen erfahrenen Moralvorstellungen
(Können sehr subtil und im Unterbewusstsein erfahren worden sein.)

2.:
1. Frage: Emotional veranlagte Frauen (weil sie nach Karte 1 keine „Moral“ mögen)
2. Frage:
Reife/gereifte Empathie (keine Gefühsduselei)

3.:
Wahrhaftige Liebe, losgelöst von allen „Moralvorstellungen“ / übernommenen Prägungen

4.:
Dem Schicksal vertrauen



Grüße
* Astro-Fox *

www.astro-fox.de

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Beitrag von Astro-Fox » Di 23. Okt 2018, 21:21

Hallo Frajoscha,


Kann gerade technisch „nicht“ forumsgerecht zitieren:

„Ich möchte annehmen, dass man selbst, je nach der Natur der Frage, die Anzahl
der Karten und ihren inneren Wert festlegt.“

Da bin ich mir ziemlich sicher, dass man (jeder) es kann!
Also, dass es generell funktioniert, so lange die Fragen offen und ausgewogen sind.

„Ein Beispiel soll es verdeutlichen:
Die gestellte Frage:
Wird meine Erfindung die gewünschte Beachtung zuteil?“

Die gewünschte Beachtung kennt nur der Fragesteller.
Wenn er weiß, was gemeint ist, ist es Ok.

Tut mir Leid - Unterbrechung ....

Grüße



Kann ich mit kostendeckenden Einnahmen rechnen oder mehr?

Jetzt kann ich die Wertigkeit und Anzahl der Karten selbst vorgeben indem
ich den Karten folgende Bedeutung zuweise:
1. Karte:
Wie passt die Erfindung in die heutige Zeit?
Ist die Erfindung zeitgemäß?
2. Karte
Wie wird die Akzeptanz in der Öffentlichkeit sein?
3. Karte
Welche Mängel weisen auf Ablehnung?
4. Karte
Soll ich noch einmal alles prüfen bevor ich an die Öffentlichkeit gehe
und oder ein Patent anmelde?


Grüße
* Astro-Fox *

www.astro-fox.de

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Beitrag von Astro-Fox » Di 23. Okt 2018, 21:56

Es geht weiter ...

„Kann ich mit kostendeckenden Einnahmen rechnen oder mehr?“
—> Alternativ: Wie werden mich die finanziellen Rückflüsse zufrieden stellen?
Oder: was bewirken die f. R. in mir?

„Jetzt kann ich die Wertigkeit und Anzahl der Karten selbst vorgeben indem
ich den Karten folgende Bedeutung zuweise:
1. Karte:
Wie passt die Erfindung in die heutige Zeit?“

„Ist die Erfindung zeitgemäß?“
—> Kann mit ja/nein beantwortet werden.
Es kann sein, dass die „Antwortkarte“ sinnvoll ist/erscheint.
„Ja/Nein-Fragen würde ich aber vermeiden“.
Obige Frage wäre für mich ausreichend.

„2. Karte
Wie wird die Akzeptanz in der Öffentlichkeit sein?
3. Karte
Welche Mängel weisen auf Ablehnung?“

„4. Karte
Soll ich noch einmal alles prüfen bevor ich an die Öffentlichkeit gehe
und oder ein Patent anmelde?“

—> Was soll ich nochmal überprüfen?


Grüße
* Astro-Fox *

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Beitrag von frajoscha » Mi 24. Okt 2018, 08:34

Hallo Rita, hallo Astrofox,

@ Rita
Ja es stimmt. Becher gleich Kelche. Danke für Deine Umstellung!
Danke auch für Deinen Beitrag und Deine Bereitschaft Dich der
Frage anzunehmen zu wollen!

@Astrofox
Danke auch für Deine Einlassungen. Sie beinhalten für mich wert-
volle Hinweise hinsichtlich Fragestellung, Deutungsempfehlung
und Kartenvorgaben.

Grüße an Euch, frajoscha

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Beitrag von GreenTara » Mi 24. Okt 2018, 11:34

Hallo frajoscha :)

bei meiner Deutung habe ich mich an den von dir definierten Bedeutungen der Plätze orientiert. Das war leichter, als mich direkt auf die etwas unglückliche Fragestellung zu stützen, die ich dennoch so gut wie möglich berücksichtigt habe.

Platz 1: Daran scheitert es. Die bisherige Einstellung ist die Ursache deines Anliegens: Der Hierophant

Ganz unumwunden: Ich schätze, dein Freund hängt Glaubenssätzen an, die eine dauerhafte Beziehung verhindern. Diese müssen ihm nicht bewusst sein, denn sie sind ja oft – wie auch Astro-Fox erwähnte – sehr subtil, quasi mit der Muttermilch eingesogen. Wie komme ich darauf? Der Hierophant sitzt zwar mit einer segnenden Geste auf seinem Thron und vor ihm stehen auch zwei Figuren, die den Segen empfangen, aber es ist keine Beziehung auf Augenhöhe. Der Hierophant ist mit Insignien und Krone ausgestattet, er hat also die „Macht“ und das Sagen. Die anderen Figuren stehen recht tief unter dem „Patriarchen“ und blicken zu ihm auf, der Hierophant hingegen blickt nicht auf sie, sondern über sie hinweg.

Wenn ich das auf deinen Freund übertrage, würde ich meinen, dass er sich in einer Rolle sieht, die der einer potentiellen Partnerin übergeordnet ist. Die Frau wäre – auch wenn es deinem Freund wohl nicht bewusst ist – ihm „untergeordnet“ oder aber soll sich seiner „Führung“ anvertrauen. Außerdem deutet diese Karte an, dass dein Freund in der Wunschpartnerin weniger die Person an sich sieht, sondern eher die Rolle, die sie für ihn spielen soll. Das lässt sich keine Frau auf Dauer gefallen, jedenfalls keine, die nicht einen Ernährer und Beschützer sucht, sondern einen Partner. Vielleicht ist dein Freund auch zu sehr darauf aus, die Beziehung möglichst rasch zu „legitimieren“? Das könnte einen Druck auf mögliche Partnerinnen ausüben, der sie dann dazu treibt, sich schleunigst zu verabschieden.


Platz 2: Das ist zu meiden. Daran ist zu arbeiten: Königin der Kelche

Die Königin der Kelche ist so eine Sache: Sie kann darstellen, welchen Typ Frau dein Freund vorzugsweise ins Auge fasst, sie kann aber auch für bestimmte Eigenschaften deines Freundes stehen. Allerdings tendiere ich dazu, hier doch mehr die potentiellen Partnerinnen bzw. das „Partnersuchbild“ zu sehen.

Auf der Karte sieht man eine Frau, die der Welt eher abgewandt ist. Sie ist völlig versunken in den Anblick des Kelches, den sie in ihren Händen hält. Sie ist also sehr gefühlsvoll, scheint aber zu übersehen, dass sie mehr hat als nur den Kelch. Und auch die Gefühle „fließen“ nicht wirklich, sondern sie kreist um sie. Im Grunde ist sie sehr selbstbezogen. Wenn ich diese Königin sehe, sehe ich eine „Schmoll-Queen“. :D Jetzt ist die Frage, ob sich dein Freund von Frauen angezogen fühlt, die derart gefühlsduselig und bissel wirklichkeitsfremd sind – was der Hierophant auf Platz 1 nahe legt. Vielleicht ziehen ihn gerade Frauen an, die „hilflos“ wirken oder sich als „Weibchen“ inszenieren. Oder diese Karte stellt den Anteil von ihm dar, der eher „weiblich“ geprägt ist und der sich selbst gern in seine Träume, seine Emotionen und Empfindungen zurückzieht und dabei dann weniger auf den Menschen neben ihn blickt und mehr auf sich und sein Innenleben.

Es ginge dann also darum, entweder andere Frauentypen in den Blick zu nehmen oder aber die Aufmerksamkeit weniger auf die eigene Bedürftigkeit und mehr auf die Person neben einem zu richten. Um im Bild der Karte zu bleiben: Es besteht die Möglichkeit, auch anderes als nur den Kelch anzusehen und die Aufmerksamkeit zum Beispiel auf das Meer vor einem zu richten.


Platz 3: Darin liegt deine Bestimmung. Dafür ist es gut: Die Liebenden

Die Liebenden sind die Karte, die mich auf die Spur „Ungleichgewicht in der (möglichen) Beziehung“ brachte. Die Liebenden sind Partner, sie sind gleichrangig, sie sind die beiden Seiten einer Medaille. Keiner ist mehr oder weniger wert als der andere, sondern sie sind sich bedingende Gegensätze wie Tag und Nacht. Oft werden die Liebenden auch mit „Entscheidung aus vollem Herzen“ übersetzt. Das könnte bedeuten, dass dein Freund gut daran tut, sich wirklich für eine Frau zu entscheiden, ohne sich irgendwelcher ihm wichtig erscheinenden männlichen Rollenmuster zu bedienen (beispielsweise den Beschützer oder sonst etwas zu spielen) oder sich Hintertürchen offen zu halten. Das bedeutet unter Umständen auch, einige lieb gewordene Freiheiten oder Verhaltensweisen aufzugeben, die einer echten Partnerschaft im Wege stünden. Da gibt es ja durchaus sehr subtile Mechanismen. Das heißt im Kontext des Kartenplatzes: Wenn du eine Lebensgefährtin haben möchtest, dann sage auch innerlich aus vollem Herzen „Ja“ zu dieser Partnerschaft. Denn sich entscheiden bedeutet auch, zu etwas „Ja“ und damit gleichzeitig zu etwas anderem „Nein“ zu sagen. Es geht also um Eindeutigkeit.


Platz 4: Was du tun kannst, um dein Schicksal zu erkennen und zu erfüllen: Rad des Schicksals

Eine interessante Karte im Zusammenhang mit der Fragestellung, die auf Schicksal abzielte und damit darauf, dass nichts zu tun wäre, da das Schicksal ja eh auf einen zukommt. Aber genau darum geht es meines Erachtens eben nicht. Wie komme ich darauf? Zum einen durch das sich unablässig drehende Rad mit den daran gebundenen Figuren selbst, die dem Auf und Ab des Lebens damit unentrinnbar ausgeliefert sind sowie durch die Quintessenz der Legung. Die QE (Quintessenz) ist die 21, die Welt. Es geht also hier um eine Erkenntnis, die sich allerdings nicht erzwingen lässt. Diese Erkenntnis beinhaltet in etwa: Wie ist das menschliche Dasein beschaffen und was hält dieses Rad des Schicksals am ewigen Laufen? Was kann ich tun, um zumindest zeitweise vom Rad herunterzusteigen? Wie ist meine Welt beschaffen und wer erzeugt sie?

Ich möchte jetzt nicht zu sehr in religiöse oder philosophische Betrachtungen abgleiten, denn damit kann nicht ein jeder etwas anfangen. Dennoch scheint mir, dein Freund wird – wenn sich sein Wunsch erfüllen soll – nicht darum herumkommen, sich klar zu machen, wie wir selbst unsere Wirklichkeit erschaffen. Falls er sich um das Thema bemühen möchte, wäre die „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick ein guter Einstieg. Watzlawick zeigt auf humorvolle Weise, wie wir selbst unsere Welt, unsere Wirklichkeit „konstruieren“. Und wenn man weiß, wie man sich seine Welt „konstruiert“, bekommt man auch eine Idee, wie man sie „umbauen“ kann.

Das war es von meiner Seite her – vielleicht kannst und magst du deinem Freund einiges daraus übermitteln. Und ich würde mich sehr über eine Rückmeldung zu einzelnen Punkten freuen.

Liebe Grüße
Rita
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Beitrag von frajoscha » Mi 24. Okt 2018, 15:37

Hallo Rita,

zuerst herzlichen Dank für Deine ausgesprochen umfangreiche und zutreffende Analyse.
Der Fragende ist ein guter Bekannter, noch kein Freund im Sinne des Wortes.
In jedem der 4 Karten hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen, als würdest Du ihn kennen.

Zu Karte 1:
Es ist wohl so, dass seine Mutter ihm von Jugend an bedeutet hat welche Rolle der Mann
in der Partnerschaft spielen soll. Wenigstens er muss wissen wo es lang geht, sonst gibt
es nur Chaos und Schwierigkeiten. Eigentlich ist der Bekannte romantisch und weich.

Zu Karte 2:
Ganz genau! der Bekannte fühlt sich von romantischen und weichen Frauen angesprochen.
Gleichzeitig aber kollidiert dieser Frauentyp mit den "Segnungen" seiner Mutter, domi-
nant auftreten zu sollen.

Zu Karte 3:
Dein Kommentar ist wirklich maßgeschneidert. Das mit der Augenhöhe ist es was ihm noch
zu schaffen macht. Da müsste er sich von den Maßgaben seiner Mutter trennen damit
Augenhöhe hergestellt werden kann. Von Haus aus ist der Bekannte kompromissfähig und
weniger machohaft als er nach außen hin wirkt.

Zu Karte 4
Der Bekannte und ich haben des öfteren über das vorliegende Thema gesprochen. Er weiß,
dass für manche Menschen das allein leben bestimmt ist, um bestimmte Erfahrungen zu
erleben die er als in Beziehung lebender nicht machen könnte. Seine lange Wartezeit auf
eine Beziehung könnte auch dazu dienen, ihn vom Schicksal her weich zu kochen, damit er
sich ausgiebig mit sich und der Einstellung zur Frau auseinander setzt, um zu guter Letzt
zur Einsicht zu kommen. Seine "Leidenszeit" des allein Lebens und die damit notwendiger-
weise auftauchenden Erfahrungen erinnern an ein irisches Sprichwort, das sinngemäß lau-
tet: Es brauch einen schweren Hammer um einen starken Nagel in ein Brett zu schlagen.
Der Hammer ist wohl das Schicksal dass auf einen widerspenstigen Nagel einschlägt.

Ich denke, dass Du wohl einverstanden sein wirst, wenn ich Deine treffenden Aussagen
meinem Bekannten mit meinen Worten mitteile, ohne dabei zu versäumen, dass es Deine
Worte sind die ich zitiere. Seine Reaktion darauf wird interessant sein; ich werde Dir berichten.

Also nochmals, herzlichen Dank für Deine Expertise in so kurzer Zeit!
Grüße frajoscha

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Beitrag von GreenTara » Mi 24. Okt 2018, 16:48

Hallo frajoscha :)
frajoscha hat geschrieben:
Mi 24. Okt 2018, 15:37
Der Fragende ist ein guter Bekannter, noch kein Freund im Sinne des Wortes.
In jedem der 4 Karten hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen, als würdest Du ihn kennen.
Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung. :) Es geht natürlich runter wie Öl und das Deuterinnenherz freut sich, wenn eine Deutung zutreffend ist. Zumal ich nach dem Abschicken des Beitrages kurz an meiner Einschätzung zweifelte. Aber oft ist der erste Impuls der richtige, weswegen ich dann auch nichts relativiert habe. Man muss ja nix verschlimmbessern, auch beim Deuten nicht.
Eigentlich ist der Bekannte romantisch und weich.
Genau das dachte ich auch, vor allem wegen der Königin der Kelche. Jetzt, nach deiner Rückmeldung, wird aber deutlich, dass er das eher "weiblich-weiche" an mögliche Partnerinnen "delegiert" - was aber eher einem Beziehungsmodell von Anno Dutt entspricht, das aber durchaus auch noch sehr lebendig ist. Ich denke, es ist wirklich schwierig für Mann und Frau, diese alten Rollenmuster in einer Weise zu durchbrechen, die mehr Nutzen stiftet als Schaden anrichtet.
Ich denke, dass Du wohl einverstanden sein wirst, wenn ich Deine treffenden Aussagen
meinem Bekannten mit meinen Worten mitteile, ohne dabei zu versäumen, dass es Deine
Worte sind die ich zitiere. Seine Reaktion darauf wird interessant sein; ich werde Dir berichten.
Selbstverständlich bin ich einverstanden und wie du sehr gespannt auf die Reaktion. Die Legung hat ja ein ziemliches "Gewicht", und ich denke schon, dass dein Bekannter schon lange Zeit mit der Thematik "herumtut". Es ist ja nicht gerade ein Spaziergang, Denkmuster, die noch nicht einmal die ureigenen sind, zu erkennen und zu dekonstruieren. Sind sie aber einmal erkannt und "umgebaut", stellt sich die Frage nach einem Leben ohne Partnerschaft bzw. einem partnerlosen Schicksal gar nicht mehr oder rückt in den Hintergrund.

Alles Gute für deinen Bekannten und liebe Grüße
Rita
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Beitrag von frajoscha » Fr 26. Okt 2018, 16:12

Hallo Rita,

Deine Deutung für die gestellte Frage habe ich versucht, so gut ich konnte, zu vermitteln.
Der Bekannte war außerordentlich beeindruckt, wie es möglich sein kann, mit Karten eine
derart ausführliche und feinsinnige Antwort geben zu können. Er bat mich Dir, Rita, seinen
Dank und Hochachtung zu übermitteln.

Der Bekannte gab zu, dass er zu lange auf fremde Stimmen gehört hatte die nicht die
seinen waren. Im Nachhinein betrachtet ärgerte er sich darüber nicht selbst drauf
gekommen zu sein. Besser spät, als nie.

Gruß, frajoscha

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Beitrag von GreenTara » Sa 27. Okt 2018, 11:20

Hallo frajoscha :)

vielen Dank für die neuerliche Rückmeldung und einen besonderen Dank an deine Bekannten.

Da ich eine lange Deutungspause eingelegt hatte, ist es mir sehr wichtig, zu erfahren, ob ich nicht völlig eingerostet bin bzw. ob ich einzelne Aspekte einer Legung richtig erfasse oder nachjustieren muss.

Sehr hilfreich waren deine genauen Zuweisungen zu den einzelnen Plätzen, das hilft sehr, das Deutungsspektrum eine Karte einzugrenzen und auch abzuschätzen, ob eher die positive oder die eher "düstere" Seite zum Tragen kommt.

Danke nochmals und ein schönes Wochenende
Rita
»Ist es nicht zynisch, wenn sich führende Politiker ›Sorgen machen‹ wegen der ›steigenden Zahlen‹? Wie wäre es, wenn sie sich zur Abwechslung mal um Menschen sorgen würden?«

M. Burchardt

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