Hallo Sternenprinz
Sternenprinz hat geschrieben: ↑Mo 10. Jul 2017, 12:31
Im Mittendrin-Erleben hatte ich nie die Chance meinen Vater anders zu sehen – er hatte -bis zu diesem
Wochenende und bis zu deinem Post immer noch einen NUR negativ Stempel. Du hast mich da mordsmässig
getroffen und meinen Blickwinkel nicht nur verrückt, sondern auch um die andere Seite erweitert.
Versöhnung mit dem, was war, kann nur stattfinden, wenn man zumindest für einen Moment in die Schuhe des anderen steigt. Menschen handeln subjektiv sinnvoll, soll heißen, sie haben gute Gründe für das, was sie tun. Nur leuchten uns diese Gründe nicht immer ein und so geschieht es gerade den Eltern gegenüber schnell, sie zu verurteilen.
Alte Bilder von ihm innerlich hochgeholt, die ihn von seiner anderen Seite zeigten. Und auch den ihm von
seinem Vater aufgezwungen Beruf, den er sicher nicht wollte. Er war sehr liebevoll mit unserem Pudel –
der war sein ein und alles.
Als Kopfschlächter täglich Tiere wie am Fliessband zu töten war sicher gegen sein ganzes Inneres.
Bis mein Sohn geboren wurde, hatte ich vor meinem Vater Angst, vor seinem Jähzorn und seinem Spott. Dann sah ich, wie liebevoll er seinen ersten Enkel herumtrug, selbst wenn der ihm die Milch auf den Anzug spuckte. Mir dämmerte, dass dieser Mann in meiner Kindheit völlig überlastet war mit zwei Berufen und vier Kindern. Danach habe ich zu ihm ein ganz anderes Verhältnis entwickeln können.
Das ist interessant. Meine Mutter hatte sich der Alkoholsucht später mit angeschlossen - sie hatte den Neptun
in 11 (also wenn da mal eins fehlen sollte...
)
Ich bin - und das ist selten
- mit Jan der Ansicht, dass Neptun nicht primär eine Sucht anzeigt. Neptun zeigt die Schwachstelle und er symbolisiert das Suchtmittel oder auch den Zustand, in den man dann gerät. Das Zwanghafte der Sucht (und damit sind nicht solche Lappalien wie "Schoko-Sucht" oder ähnliches gemeint) ist durch Neptun in keiner Weise abgebildet. Ich habe mir den Spaß gegönnt, meine Datenbank mit annähernd 30.000 Horoskopen nach harten Sonne/Pluto-Aspekten inklusive Konjunktion und Spiegelpunkt (zwanghaftes Verhalten) zu durchsuchen. Die Verbindungen fanden sich in 15% der Horoskope. Dann habe ich mit denselben Kriterien innerhalb der mir bekannten Suchtkranken-Horoskope gesucht. SO/PL-Verbindungen fanden sich in 38% der Horoskope, also mehr als doppelt soviel wie in der Vergleichsstichprobe. Dieses Ergebnis würde ich zumindest als einen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen SO/PL und Suchtverhalten werten.
Also was Abgrenzung anging, kann ich berichten dass er stets deutlich, laut und aggressiv nach aussen schnell
überall einen deutlichen Punkt setzte.
Wann reagiert man am lautesten oder aggressivsten? Sicher nicht, wenn man gut bei sich ist. Ich vermute, dein Vater setzte Grenzen, ehe ein anderer die Chance hatte, eine vermeintliche Schwachstelle zu treffen. Er war sozusagen vorsorglich aggressiv, ehe überhaupt etwas an ihn herankommen konnte, denn dann wäre es zu spät gewesen, sich abzugrenzen.
Bei Spitze 2 auf beinahe 0° Widder kann man auch vermuten, dass der Körper geschwächt war.
Er war durch seine ausschliesslich körperliche Arbeit sehr muskulös und atlethisch - war in der Freizeit
auch immer in der Natur mit mir unterwegs (zu Anfang)
Das meinte ich nicht. Ein athletischer Körper sagt nicht, dass der Körper nicht geschwächt ist. Ich hatte gerade den Fall, dass ein männliches Muskelpaket (durch die schwere Arbeit bedingt) einsehen musste, dass das Herz nicht mehr mitmacht und Schongang angesagt ist. Der Arzt meinte, er hätte aufgrund seiner Konstitution nie so körperlich schwer arbeiten dürfen, jedenfalls nicht über einen Zeitraum von mehreren Jahren.
Das stimmt genau - er konnte schon frühmorgens sehr viel trinken - ohne zunächst betrunken zu wirken-
er konnte Unmengen "vertragen"
Sicher. Er wäre sonst sofort entzügig geworden, weil der Körper immer höhere Dosen braucht, um überhaupt "betriebsbereit" zu sein. Wobei manche Menschen erheblich mehr vertragen als andere, ehe die zunächst noch nicht körperlich manifestierte Sucht in eine körperliche Abhängigkeit umschlägt.
Auch das stimmt - erst hat der Alkohol noch die freundlichen zugänglichen Tore geöffnet und mit der
Steigerung die agressiven - ich stech euch ab - untermalt mit seinem Schlachtermesser - war häufige
Drohung bei Widerworten. Auch wenn nie die Tat folgte - hatte ich keinen Zweifel dass er es
tun könnte....
Ich nehme an, dass mit zunehmendem körperlichen Verfall (der nicht sichtbar gewesen sein muss), die Reizschwelle erheblich sank. Für Kinder, die dem ausgesetzt sind, ist das eine furchtbare Erfahrung. Denn sie sind ja immer in einer für sie lebensbedrohlichen Situation, immer in Unsicherheit, immer in Angst und Anspannung.
Und wenn man sich mal überlegt wie sehr Raucher verfolgt und angefeindet werden und Alkohol, der ganze
Familien nachhaltig zerstören kann, nicht.... dann versteht man die Welt nicht mehr als Betroffener
Diese Raucherhatz ist vollkommen lächerlich. Allerdings wird eine Ächtung von Alkohol nicht unbedingt dazu beitragen, dass es weniger Alkoholiker gibt. Das hat die Prohibition in den USA deutlich gezeigt oder auch unsere grandiose Drogenpolitik. Was man erreicht ist, dass man die Menschen ausgrenzt und/oder kriminalisiert.
Lebersachen sind mit die Grausamsten.
Hm, ich finde ein Koma oder ein Verbluten beinahe "gnädiger" als andere Formen des Sterbens.
Alkohl ist für mich der grösste Feind des Menschen - weil
völlig legal zugänglich - auch für Jugendliche.
Der größte Feind des Menschen ist der Mensch selbst. Aber das ist Ansichtssache. Ich halte überhaupt nichts von solchen Feindbildern. Sie lenken schnell den Blick von dem ab, was die Ursache für das Bedürfnis nach beispielsweise dem Konsum von Alkohol ist. Und das ist ganz sicher nicht die Verfügbarkeit von Alkohol.
Wie dem auch sei, wenn meine Deutung und meine Anmerkungen dazu beitragen, dass du deinen Vater mit anderen Augen sehen kannst, dann freut mich das.
Schöne Grüße
Rita